Party: Live at Gonzo / Isolation Berlin
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In der bisherigen Berichterstattung über ISOLATION BERLIN wurde in einhellig begeistertem Ton geschrieben – völlig zurecht, weil man kein Raketenwissenschaftler oder Industrie-Insider sein muss (und was wissen die schon, siehe oben) um zu ahnen, welche Wellen diese tolle Band mit ihrem tollen Album schlagen wird. Beim Versuch ihren Sound zu beschreiben, werden allerdings häufig ähnliche und naheliegende Vergleiche bemüht, die meistens zu kurz greifen und auch übersehen, welche Bandbreite die Band beherrscht. Ohne Widerspruch und ohne wie eine Pastiche cooler Pop-Styles zu wirken, gleiten sie musikalisch von 60s-Beat-Chansons (denke: die junge Francoise Hardy) über psychotischen Noiserock (denke: Sonic Youth, Jesus Lizard) zurück in fast volksliedhafte Balladen (dass das in echt sehr viel berührender kommt, als es aufgeschrieben klingt, prüfen Sie bitte anhand des Song "Herz aus Stein"). Im Text streifen sie die für Pop zwar gängigen Themen (Liebe, Exzess, Verlust, Wahn, Stadt usw), schaffen dabei aber ebenfalls spielerisch den Dreh, so aufrichtig zu sein dass sie nie ins Klischee oder Altbekannte abgleiten, und so humorvoll, dass sie nie naiv wirken.
Im Album-Opener "Produkt" darf die personifizierte Platte bzw. Band aus der Ich-Perspektive sprechen: "Ich bin ein Produkt, ich will, dass man mich schluckt... ich will, dass ihr mich liebt und auch die ganze Welt. Ich lebe für Applaus bis der Vorhang fällt." Eigentlich sollte dieser Song ab jetzt jedes Album, das je erscheint, eröffnen, weil darin so klar die Dialektik jeglicher Kunstproduktion, aller Musik erkannt wird. Und natürlich wird auch das Quasi-Pathologische des Künstlertums thematisiert, dieser diffuse, tragische Wunsch, über die Kunst Anerkennung zu finden und Liebe zu erfahren. Uff. Eine knappere, pointiertere, schönere (und dabei mitsingbare!) Analyse dessen, was wir alle treiben, die wir Musik machen, veröffentlichen, beschreiben, promoten, kaufen, hören, gibt es derzeit nicht – zumal es sich um keine Anklage des Kapitalismus handelt und wie er Künstlerseelen entstellt, sondern um eine wertungsfreie Beschreibung. Grandios!
Berliner Schule/Protopop
Mitglieder der Band:
Tobi (Gesang, Gitarre)
Max (Gitarre, Orgel)
David (Bass)
Simeon (Drums)
https://www.facebook.com/ISLTN.BRLN